physik und metaphysik sind eins (1995)

alles, was wir kennen, ist in der welt, ist die welt, ist. wenn etwas real offenbar ist, ist es da (sonst wäre es nicht offenbar).
wenn es eine offenbarung gibt, ist es dies. wir müssen sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken - und dürfen uns nicht festlegen lassen auf eine interpretation dieses gegebenen erfahrens. die welt ist groß und eins, ist viel und zusammen. erklären können wir - innerhalb unserer bedingungen und der bedingungen der bedeutungen. (die bedeutungen sind auch teil der welt.)
die metaphysik und physik sind eins in der welt, in uns, in mir. um zu erfahren, was metaphysik genannt wird, brauchen wir unser eigenes physikum: den körper und seine prozesse. wir sind nicht ohne erfahrungen. wir sind diese erfahrungen. to be. man braucht erfahrung. die wichtigste erfahrung nennen wir freude.

die erfahrungen, von der selben welt hervorgerufen, sind unterschiedlich bei jedem. die bedingungen, die dazu führen, sind teil des ganzen und teil des sinnes. die welt ist unsere erfahrung, wie unterschiedlich sie auch aussieht, sich anhört, schmeckt und duftet. die düfte sind physik, und ebenso sind sie träger der metaphysik.

ich kann und will die erfahrung nicht beschränken auf die sinne. jedoch brauchen wir für das erkennen dieses physikum, das uns erst diese erfahrung ermöglicht. das wunder bleibt. dies ist es und ist nicht morgen, ist nicht gestern. die trennung von welt, erfahrung, reflektion und konklusion heißt illusion.

meine poesie ist die welt!

dezember 1994-januar 1995

source: herman de vries, 'physik und metaphysik sind eins', in herman de vries. to be : texte - textarbeiten - textbilder (Stuttgart 1995) 180-181. Reprinted in "Künstler" Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. herman de vries volume 40, cahier 31 (WB Verlag : München 1997) 15 and in exhibition catalogue herman de vries. texte und tatsachen (Museum für Konkrete Kunst : Ingolstadt 2001) 254. Translated in French in herman de vries (Anthèse : Arcueil 2000) 18.